Jens Kothe, Bochum (21. Mai 2020)

Jens Kothes Arbeiten beanspruchen trotz ihrer Größe und Präzision keine Absolutheit, sondern sind eher zu überprüfende Behauptungen. Diese Offenheit erhalten seine Objekte besonders durch das gewählte Material und den Umgang damit. Dessen Ursprünglichkeit und ihr purer Charakter sind kennzeichnend. Konstruktionsholz, Fliesen und unbehandelter Nesselstoff verbindet Kothe zu Objekten, die schließlich multisensorisch wirken.

Im Gespräch mit Thomas Neumann beschreibt Jens Kothe, dass seine textilen Wandarbeiten Reize absorbieren, wenn man nah bei ihnen steht. Sie befragen durch ihre materielle Beschaffenheit und dessen Auswirkungen den Raum und die Wahrnehmung ihres Gegenübers, schließlich diese*n in Gänze – ist doch unsere Wahrnehmung Verbindung zur Welt und zum Selbst.

Das gewählte Material umgibt uns im Alltag, wir wissen, wie es sich anfühlt, wie es riecht, wie es sich verhält. So beherbergen die Arbeiten, wie Kothe es im Dialog beschreibt, ein Potential der Selbstvergewisserung über das Haptische. Mit benutzbaren Objekten in der Düsseldorfer Akademie gestartet stellt sich Kothe wieder aktuell Fragen des Gebrauchs. Seine Arbeiten suggerieren oft Nutzbarkeit. Unteranderem entsteht dieses Vermögen durch ihren formalen Bezug zur körperlichen Proportion. In Kombination mit dem Material ergeben sich bei den textilen Arbeiten Sehnsuchtsbilder zu Leib-Raststätten wie Bett und Kissen.

Eine der bedeutendsten Verbindungen zwischen dem Textilen und dem menschlichen (Haut-) Körper ist die Falte. Sie kann (stofflicher) Hinweis auf Körper sein und gleichzeitig (menschliches) Potential zur Bewegung, zur Flexibilität. So zeigt sich die Haut und die Falte als Sujet in diversen Arbeiten von Jens Kothe ganz unterschiedlich ausgehandelt – auch auf teils humorvolle Art wie jacked crease of an elbow completely covered with latex II (2019).

Wir freuen uns über den Austausch und die Begegnung in Bochum.

1. Jens Kothe, O.T. / wall object XV, 2018, cushion, fabric, foam, wood construction, acrylic paint, nails, screws, epoxy, steel, 171 x 111,5 x 15 cm, Rod Barton, London 2018, Courtesy Jens Kothe

4./5. Jens Kothe, jacked crease of an elbow completely covered with latex II, 2019, silicon, latex, molton, construction wood, screws, staples, 112 x 81 x 10 cm, Berthold Pott, Köln 2019, Courtesy Jens Kothe